Zukunft der Brammerfläche – Zukunft des Wagenplatzes Zomia

Seit 2012 besteht der Wagenplatz Zomia an der Max-Brauer-Allee auf der Brammerfläche, dem letzten unbebauten städtischen Gelände im Schanzenviertel. Der zu Beginn auf nur zwei Jahre befristete Nutzungsvertrag wurde bis jetzt regelmäßig verlängert, denn die für 2014 geplante Bebauung der Fläche war vom Tisch, nachdem die Deutsche Bahn sie als Montage- und Lagerplatz für den anstehenden Neubau der Sternbrücke gefordert hatte. Seit Anfang 2017 wird der Wagenplatz Zomia allerdings durch Baustellenplanungen und Probe¬bohrungen daran erinnert, dass die Zeit des friedlichen Wagenlebens abzulaufen droht.

Was geht auf der Brammerfläche?
Nach wie vor ist der Plan der Stadt, dass Wagenplatz, Biergarten und PKW-Parkplatz von der Brammerfläche (zwischen Schienen, Lippmannstraße, Max-Brauer-Allee und Schulterblatt) verschwinden müssen, sobald diese zunächst der Bahn beim Neubau der Sternbrücke zur Verfügung gestellt wird. Erwartet wird diese Baustelle irgendwann zwischen 2019 und 2022 – allerdings ist das vage Zeitgefühl der Deutschen Bahn weitläufig bekannt. Wofür die Wagenplatzfläche genau verwendet werden soll ist ebenso undurchsichtig, wie die Frage, ob für die Vormontagearbeiten tatsächlich die komplette Fläche von Schulterblatt bis Lippmannstrasse benötigt wird. Nach Abschluss der etwa dreijährigen Brückenarbeiten soll die Fläche bebaut werden. Hierzu wurde in den letzten Jahren viel diskutiert; vom ursprünglichen Plan eines Autohauses („Autohaus Brammer“) über eine Schlachtfabrik zur Dönerproduktion bis hin zu einer Konzeptausschreibung für Investor*innen mit einem wilden Mix aus Wohnen, Kleingewerbe, Clubs, Dachbiergarten, Proberäume und Hospiz war vieles im Gespräch.
Doch all diese Pläne sind passé – im Sommer 2017 kam ans Licht, dass die Senatskommission „Bauen“ die Fläche bereits der SAGA zugeschanzt hat. In einem vertraulichen „Letter of Intent“, einer Absichtserklärung, ist vage festgelegt, dass die SAGA neben Wohnungen auch Kleingewerbe zu schaffen hat und die Eignung zur Unterbrindung der Sternbrücken-Clubs „wohlwollend“ prüfen soll (und sicherlich als ungeeignet verwerfen wird). Vom Wagenplatz Zomia ist erwartungsgemäß keine Rede, außer dass einigen Bewohnerinnen angeblich Wohnungen angeboten werden sollen – als ob der Wagenplatz seit Jahren auf nichts anderes warten würde, als endlich überteuerte Ein-Zimmer-Apartments beziehen zu können!

Was muss jetzt passieren?
Der Wagenplatz wird halbwegs unbehelligt auf der Brammerfläche wohnen bleiben – bis die Baustelle der Bahn irgendwann zwischen 2019 und 2022 tatsächlich beginnt. Akute Gefahr droht also noch nicht.
Die Zukunft der Brammerfläche wird jedoch genau jetzt verhandelt – beziehungsweise von den Herrschenden in Hinterzimmern ausgedealt. Darüber muss geredet werden – öffentlich, im Interesse der Be- und Anwohnenden und ohne Vorfestlegungen. Es ist nicht in unserem Sinne, und sollte nicht im Sinne einer lebendigen Stadtgesellschaft sein, wenn die letzte Freifläche mit dem Totschlagargument „6.000 Wohnungen!“ (von denen sowieso höchstens ein Bruchteil „bezahlbar“ im Sinne von Sozialwohnungen sein werden) mitsamt ihrer bisherigen Nutzung verschwinden und einem weiteren Betonklotz weichen soll!
Der einzige zentrale und weithin sichtbare Wagenplatz dieser Stadt wird sich weder gegen Wohnungsbau ausspielen lassen noch dem gefräßigen Flächenanspruch einer diffusen Großbaustelle weichen. Denn für uns ist klar: Wagenplätze müssen auch in Zeiten von provoziertem Wohnungsmangel Teil von Innenstädten bleiben. #Zomiableibt

 

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