Solidarität mit dem neuen Wagenplatz Zomia in Hamburg-Wilhelmsburg
Von der Gruppe Zomia wurde heute endlich ein neuer Wagenplatz in Wilhelmsburg besetzt. Damit es über die Ungewissheit hinaus eine Chance auf eine Perspektive gibt, braucht der Platz Unterstützung und Solidarität!
Wir wollen ein Zeichen setzen in der Stadt. Das Ziel ist klar: Für mehr Wagenplätze in Hamburg.
Mit der Unterstützung vieler Menschen in Hamburg versuchen wir unser neues Zuhause so schnell wie möglich (er)lebbar zu machen.
Es soll Essen für alle, Live-Musik und Wärme, Kino und viel Kommunikation geben. Dafür und darüber hinaus brauchen wir euch!
Kommt vorbei!
Informiert euch auf unserem Blog: http://zomia.blogsport.eu
(Wegbeschreibung auf dem Blog)
Schreibt uns: wagenplatz@riseup.net
Ruft uns an: 0152 26155857
Twitter: wp_zomia
NEUE WAGENPLÄTZE IN HAMBURG: JETZT UND HIER!
Bewohner_innen von Bauwagenplätzen haben es überall schwer, eine dauerhafte Anerkennung ihrer Wohnform zu erreichen. Sie sind auf Duldungen seitens der Politik angewiesen, die wenn überhaupt nur zeitlich begrenzt gewährt werden. In Hamburg ist die Räumung von Bambule, Wendebecken, Parkplatz Braun und anderen nicht vergessen: Wagenplätze sind in Hamburg seit Jahren hoffnungslos überfüllt, einige hundert Menschen stehen an der Bordsteinkante, wohnen in Hinterhöfen oder im Umland.
WIR SIND TEIL DER STADT! EIN NEUER WAGENPLATZ MUSS HER!
Aber es brodelt wieder in Hamburg: Viele Menschen und Initiativen engagieren sich in Hamburg für eine sozialere Stadt, für die Möglichkeit zur Teilhabe an Stadt für Alle: Die Situation ist akut und drängend. Genauso wie zu wenig Wohnraum für alle in Hamburg existiert, so gibt es zu wenige Wagenplätze. Es geht auch anders: Nicht zuletzt die Beispiele in anderen Städten wie zum Beispiel Berlin, Bremen, Leipzig, Köln und
Frankfurt zeigen, wie andere Städte es schaffen, Leben im Wagen als Teil der Stadt zu akzeptieren und den Bewohner_innen keine Räumfahrzeuge in den Weg zu stellen. Auch Lüneburg hat Wagenplätze als wünschenswerten Teil einer lebendigen, widersprüchlichen und schönen Stadt begriffen.
WIR HABEN ALTERNATIVEN UND IDEEN!
Wir wollen einen Lebensraum für experimentelles, selbstbestimmtes Leben auch fern von kapitalistischer und leistungsökonomischer Verwertung ermöglichen. Normierung und Kommerzialisierung selbstorganisierten Freiraum entgegensetzen – mehr sein als Konsument_in! Wir wollen Ansätze solidarischer Ökonomie ausprobieren, unkommerzielle Kultur ermöglichen. Raum schaffen für solidarischen Zusammenhalt, möglichst fern von Rassismus, Egoismus, Sexismus, Militarismus und anderen Formen von hierarchischer Machtausübung und Diskriminierung, die wir alltäglich erleben. Wir wollen auf dieser Grundlage einen Ort schaffen für uns und andere, zum Nachdenken über zukünftige Gesellschaftsstrukturen und zum Entwickeln von praktischen Handlungsalternativen. Wir wollen kein Inselort sein, wir wollen mitgestalten und uns einmischen. Wir wollen mit anderen Projekten vernetzt als Teil einer aktiven politischen Bewegung agieren. Wir wollen Wagenleben als ökologisch alternative Wohnform leben.
AUCH NICHT IN UNSEREM NAMEN!
Im Kontext von Quartiersaufwertung, Stadtmarketing und weichen Standortfaktoren, brachialen Image- und Aufwertungsprojekten wie der Internationalen Bauausstellung (IBA) samt Internationaler Gartenschau (IGS) in Wilhelmsburg mag selbst die Vereinnahmung eines Wagenplatzes als pittoreskes, hippieskes und bunt-protestkulturelles Feigenblatt zum Beweis einer offenen vielfältigen Stadtlandschaft nicht erspart bleiben. Sich solcher Vereinnahmungstendenzen bewusst zu sein und sich diesen Widersprüchen zwischen eigenen Utopien und städtischen Zumutungen zu stellen ist für uns ein wichtiger Bestandteil selbstkritischer Politik.
SCHILL UNRECHT GEBEN!
LIPPENBEKENNTNISSE AUF PRAXISTAUGLICHKEIT PRÜFEN!
Wir wollen, dass Wagenleben auch in Hamburg als Lebensform abweichend von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert wird. Ein neuer Wagenplatz auf einer angeeigneten städtischen Freifläche ist angemessene und notwendige Handlungsweise unter diesen Rahmenbedingungen in Hamburg. Vielen Menschen, die im Wagen wohnen, sind die unsäglichen Schill-Zeiten noch lebendig vor Augen – die Vernichtung der Plätze Bambule und Wendebecken und die Ungewissheit um die verbliebenen Orte. Diese krassen, zerstörenden Zeiten sind angeblich passé: Die GAL sitzt im Senat, begrüßt im Oktober 2010 Wohnungsbesetzungen als „Signal“ und hat Ahlhaus als neuen Bürgermeister legitimiert, eben weil einer Law-and-Order-Politik schillscher Prägung keine Zukunft gegeben werden soll. Wir wollen ein neues Zuhause und sind angetreten um diese Lippenbekenntnisse auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen. Die Politik dieser Stadt muss sich jetzt entscheiden, ob sie ein weiteres Mal mit repressiver Politik gegen den Willen der Menschen vorgehen will, oder ob ein buntes, vielfältiges Hamburg auch für unsere Lebensentwürfe undunseren Wagenplatz neue Realität ist!