Einige Tage nach der uns zugesandten Fassung des „offenen Briefes“ von Baum und Busch und nach der Veröffentlichung unserer Reaktion hat die Gruppe uns eine neue Version zugeschickt:
„Wir, die Wilhelmsburger Umweltschutzgruppe Baum & Busch, distanzieren uns hiermit vom Bauwagenplatz Zomia. Wir hatten zunächst versucht, mit Zomia im Sinne einer guten Nachbarschaft zusammenzuarbeiten. So haben wir gemeinsam mit ihnen Schilder entwickelt, die auf die vielfältige Natur auf der von Zomia besetzten Fläche hinwiesen und zu schützendem Verhalten (z.B. Hundeanleinen) aufriefen. Dabei wirkten unsere direkten Zusammentreffen immer freundschaftlich und kooperativ. So sagte Simon von Zomia bei unserem ersten Treffen, er würde sich wünschen, dass die Fläche, wenn Zomia sie irgendwann einmal wieder verlassen müsste, ökologisch hochwertiger sei, als zu dem Zeitpunkt, zu dem sie diese vorgefunden haben.
Nun mussten wir leider feststellen, dass der Unterschied zwischen dem, was von Zomia gesagt wird und dem, was tatsächlich geschieht, sehr groß ist. Der Tropfen, der für uns das Fass zum Überlaufen brachte, war die Ankündigung und Durchführung zweitägiger Maifeierlichkeiten inklusive Lifemusik und Tanz auf der schönen Fläche. In einem solchen Primärwald derartige Partys mitten in der Brutzeit zu feiern, ist so ziemlich das Schlechteste, was man tun kann. Es stört die Vögel bei der Brut massiv. Ausgerechnet bei großer Trockenheit mit vielen Leuten auf der Fläche herumzutrampeln, schädigt Gräser und Kräuter bis zum endgültigen Absterben. Die Verdichtung des Bodens durch die vielen Füße macht ihn für Insekten unbewohnbar und für Wurzeln schwer durchdringbar.
Die Fläche wird von Zomia systematisch ökologisch entwertet. Der Ausgleich, der bei Bebauung für solch eine entwertete Fläche zu leisten wäre, würde viel geringer ausfallen, als dies vorher der Fall gewesen wäre. Danke dafür!
Wenn trotz gemeinsam aufgehängter Schilder die Hunde von Zomia(besucherInnen) im Brutgebiet frei laufen und Holz aus den umliegenden Gebüschen für Abgrenzungen gebrochen wird, hinterlässt das ebenfalls bleibende Schäden (ganz zu schweigen davon, dass die gemeinsam aufgehängten Schilder längst weg sind). Es sorgt auch für Ärger bei denjenigen, die diese Fläche seit Jahren nutzen und ihre Hunde selbstverständlich anleinen. Ärgerlich und naturfeindlich sind auch das häufige Fahren mit schweren Fahrzeugen über den Parkweg und die Wiese und da Autoschrauben ohne Schutz der Wiese vor Altöl und anderen schädlichen Stoffen.
Wir sind offen für alternative Projekte und verstehen sie grundsätzlich als Bereicherung für den Stadtteil. Liebe Zomias, von uns aus könnt ihr in Wilhelmsburg bleiben, aber an einem Ort, wo ihr keinen (zusätzlichen) Schaden anrichten könnt. Liebe NeubürgerInnen, Wilhelmsburg ist nicht der Wilde Westen für AuswanderInnen aus der Stadt! Weder die hiesigen Landschaften noch wir selbst bedürfen der Kultivierung! Auch wenn ihr das nicht wissen wollt: Es gab schon Leben auf den von euch okkupierten Flächen, bevor ihr sie besetztet. Ihr nehmt der Allgemeinheit ein schönes, wildes Grün weg und baut Euch darauf Euer Westerndorf. Wir wollen nicht die Indianer sein, denen eine Naturfläche nach der anderen genommen und zerstört wird – auch nicht für so genannte alternative Lebensentwürfe. Das Wegnehmen von öffentlichem Grün betreiben andere schon zur Genüge, holt euch doch von dort Land. Schon entwertete Flächen neu zu kultivieren statt eine der letzten grünen Wiesen zu verbrauchen, ist sicher weniger hip, aber viel naturverträglicher!
Wir wünschen uns NeuwilhelmsburgerInnen, die den Menschen und der Natur der Elbinseln mit Respekt begegnen.“
Baum & Busch Wilhelmsburg