„Zomia in die Schanze“ – Informationen und Versuch einer Einschätzung

Herzlichen Dank! Glückwünsche, Schulterklopfen, das Angebot von Ohropax und viel Zustimmung hat uns, nachdem am letzten Donnerstag der anstehende Umzug auf die „Brammerfläche“ an der Max-Brauer-Allee in die Schanze feststand, erreicht. Wir freuen uns – fast. Nicht nur jede Menge Details sind noch ungeklärt: die ersten zu schluckenden Kröten sind bekannt und unsere Erfahrungen mit bisherigen Verhandlungen halten dazu an, nicht allein wegen der grundsätzlichen Entscheidung für die Brammerfläche eine Jubelparty auszurufen.

Seit Dezember 2011 gab es Gespräche mit Verwaltung und Politik in Altona über einen längerfristigen Standort. Anfang Februar verließen wir die Gespräche vorläufig: Diese waren maßgeblich von Macht, Strategie und Abwehrreflexen bestimmt. Zähe, destruktive Auseinandersetzungen über politische Feindbilder hatten wenig mit einer grundsätzlichen Akzeptanz von Wagenplätzen als urbanes Ding zu tun.

Dennoch: Parteipolitische Hinterzimmer-Klüngeleien zwischen den Fraktionen führten schliesslich zur Akzeptanz der Brammerfläche als Zwischennutzung für Zomia. Diese Fläche sollte ursprünglich mit einem Gewerbegebäude bebaut werden. Das sich gegen diese Bebauung richtende Bürgerbegehren ist zwar formell gescheitert. Das Votum für eine gemischtere Bebauung hat sich Altona nun aber zu Eigen gemacht und will eine Änderung des Bebauungsplans als erste Stufe einer „viertelgerechten“ Bebauung mit „studentischen Wohnen (..) und Musikclubs“ durchführen. Bis dahin werden wir es uns dort mit dem Projekt Zomia gemütlich machen.

Die SPD wandelte ihre anfänglich massive Ablehnung gegen diese Entscheidung in eine Reihe von Auflagen um – wie etwa die kategorische Befristung der Zomia-Nutzung bis Februar 2014 (Antragstext). Die grundsätzliche Entscheidung für einen Wagenplatz auf der Brammerfläche ist zwar am letzten Donnerstag auf der Bezirksversammlung in Altona getroffen worden – wichtige Details wie ein Umzugsdatum, konkrete Vertragsbedingungen, Miethöhe (Abendblatt versucht vorab Fakten zu schaffen..) etc. sind erstmal noch unklar.

Eine endgültigere Bewertung der neuen Entwicklung ist nicht möglich, ohne diese offenen Punkte geklärt zu haben. Grundsätzlich freuen wir uns über ein innerstädtisches Wagenplatzprojekt an sichtbarer Stelle.

Für uns bleibt vorerst offen, wie dieser SPD-Schachzug Hamburger Bauwagenpolitik aus Sicht der Sozialdemokratie zu beurteilen ist – es ist sicherlich sozialdemokratisches Neuland, nach Schreibers Räumungswahn auf einem fernen Stückchen Wilhelmsburg nun im vorläufigen Ergebnis einem Wagenplatz mitten im Schanzenviertel zuzustimmen.

Und wir in der Schanze? Wir sind uns der anstehenden Umarmungsstrategie und der Vereinnahmung bewusst und wissen um die Gefahr, nichts als einen weiteren pittoresken Standortfaktor darzustellen. Wird Wagenleben akzeptiert in seiner Widersprüchlichkeit und Unbequemlichkeit, oder nur als befriedeter und gegängelter Toleranzausweis? Wir werden diese Frage an unserem Beispiel weiter diskutieren – zwischen „Recht auf Stadt“-Netzwerk, der schicken Schanze, dem ökonomischen Verwertungszwang als Priorität städtischer Stadtpolitik und unserer eigenen Müdigkeit.

Zomia, Februar 2012

PS: Dienstag, 6. März, ab ca. 19 Uhr: Vokü, Feuertonne und (noch leicht zurückhaltendes) Anstoßen auf Zomias neues Zuhause – auf unserem Übergangsplatz am Holstenkamp 119.

PPS: Auch die aktuelle Presseberichterstattung gibts im Überblick immer in unserem Pressespiegel.

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